Oralophobie – Angst vor dem Zahnarzt

Kaum
im Behandlungssessel Platz genommen
,
verlieren die Füße mit dem automatischen Zurückkippen
der Lehne den Halt. Der schrill surrende Bohrer nähert sich
langsam der Mundhöhle. Der Kiefer ist weit aufgerissen. Im
Mundwinkel hängt ein schlürfender Sauger, der die Spucke
aus dem Körper saugt. Der Atem des Zahnarztes weht um die Nase.
Sein Gesicht ist im Gegenlicht der grellen Lampe kaum zu erkennen. In
Erwartung der Schmerzen krallen sich die Finger in das Leder des
Zahnarztstuhles.

Schätzungen
zu Folge leiden
bis zu 15 % der Bevölkerung
westlicher Staaten an Oralophobie. In Österreich sollen es drei
Prozent sein. Demnach löst allein der Gedanke an das
beschriebene Szenario in 248.972 Österreichern Panik aus.

Die
Ursachen für die Angst vor dem Zahnarzt sehen Experten in der
 mangelhaften Schmerzbekämpfung in früheren Jahren.
Sie kann aber auch aus einem Schamgefühl entstehen, einem
Fremden seine schlechten Zähne zeigen zu müssen und dafür
getadelt zu werden. Viele Patienten empfinden die Zahnbehandlung als
Verlust der Selbstkontrolle, der sie mit Panik begegnen.

Die
Erklärungsversuche reichen bis in die Tiefenpsychologie. Die
Mundhöhle ist nicht nur Kauwerkzeug, sondern ein sehr
empfindliches Sinnesorgan. Der Mund übernimmt lebenswichtige
Funktionen wie Atmen und Essen. Bei einigen Patienten ist die
Hemmschwelle, jemanden in diesen intimen Körperbereich
vorzulassen, scheinbar unüberwindbar.

In
manchen Fällen reicht bereits das Anlegen des Latzes, um Angst
auszulösen. Die Erinnerung an die Kleinkindzeit, als Essen
gefüttert wurde, das man nicht wollte, kann dafür
verantwortlich sein.

Christoph
Grissemann und Dirk Stermann setzen sich eine Stunde lang im Gespräch
mit Experten, Gästen und dem Publikum mit der Oralophobie in all
ihren Facetten auseinander.